Viel heiße Luft


Jeder, der in der Rheinebene lebt, weiß, wie dick die Luft im Sommer und im Winter bei Inversionswetterlage werden kann. Natürlich wird es im Sommer in der Stadt auch wesentlich heißer als im Umland. Wie schön ist es dann, wenn ein kühles Lüftchen Erfrischung schenkt!

Und woher kommt diese frische Luft?

Das haben sich die beiden Planungsträger Regionalverband Mittlerer Oberrhein (RMVO) und Nachbarschaftsverband Karlsruhe (NVK) auch schon gefragt. Der RVMO hat 2010 eine „Klimaanalyse Region Mittlerer Oberrhein“ verfasst.

Schon auf dem Titelblatt ist die Quelle der Kaltluftströme klar ersichtlich: Es sind die Wälder auf der Hangkante entlang des Rheintals! Die vom RVMO bereitgestellte Klimaanalyse hat den NVK dazu gebracht, diese Frage in seiner Ökologischen Tragfähigkeitsstudie zu vertiefen. Diese Tragfähigkeitsstudie hat erbracht, dass die Kaltluftströme sowohl die thermischen, als auch die lufthygienischen Belastungen, insbesondere der dichten Siedlungsräume, abbauen.

Im Geoinformationssystem des NVK lässt sich sowohl ein Überblick über die Frischluftsituation in Karlsruhe gewinnen, als auch das Planungsgebiet im Detail betrachten.

Diese Erkenntnisse wirken nach, wie etwa im BNN-Artikel „Klimawandel zwingt zur Anpassung“ vom 15. Mai 2013 zu lesen: Es müssen „»konsequent« im Flächennutzungsplan und bei jedem Bebauungsplan etwa die Auswirkung weiterer Versiegelung oder des Verbauens der Frischluftschneisen auf das Stadtklima bedacht werden. … So gelten die »klimatische Entlastung hitzebelasteter Stadtquartiere« sowie »die Sicherung und Weiterentwicklung klimatisch relevanter Freiräume und Grünstrukturen« als unabdingbar“.

In diesem Lichte betrachten wir nun die geplante Konzentrationszone für Windkraftanlagen am Edelberg:

Es müssen große Waldflächen für die 200 m hohen Windräder und die Schwertransporte gerodet werden. In diese Flächen werden befestigte Wege und gigantische Betonfundamente eingebracht, die eine große Wärmespeicherkapazität haben. Aufgrund der Lage der Flächen heizen sich diese den ganzen Tag über und, da sie leicht nach Westen geneigt sind, auch in den Abendstunden auf. Dadurch entstehen unserer Meinung nach thermische Aufwinde am Hang, die bis tief in die Nacht bestehen werden und damit effektiv die flächenhaften Kaltluftabflüsse verhindern. Diese speisen, wie man auf der Karte sieht, letztlich diejenigen Kaltluftströme, die dem Stadtgebiet Karlsruhe unmittelbar Linderung bringen.

Wenn die SPD-Fraktionsvorsitzende Doris Baitinger sagt: „… auch die Bergdörfer müssen ihren Beitrag liefern. Das Tal hat bisher Kohlekraftwerke auf sich genommen, nun muss ein anderer Teil auch von anderen Seiten geliefert werden.“, können wir nur staunen! Ihr scheint entgangen zu sein, dass die Bergdörfer – durch den im Eingemeindungsvertrag seit 1975 festgeschriebenen Schutz der Bergwälder und der Kulturlandschaft – bereits ihren Beitrag liefern, weil ihnen im Rahmen des Stadtgebildes die Aufgabe zukommt, Naherholungsraum und Kaltluftquellen für das "Tal" bereitzustellen.


 

Fazit:

Während unten in der Stadt heiße Luft produziert wird, liefern die Bergdörfer vertragsgemäß kühle Luft – und kühle Analysen.


 


 


 

2 Responses to “Viel heiße Luft”

  1. Roger sagt:

    Gut dass der Strom aus der Steckdose kommt! Da braucht man sich nicht drum kümmern, wie er erzeugt wird. Kernkraftwerke – Nein Danke! Kohlekraftwerke – bitte auch nicht! Hebekraftwerke – auch doof! Wasserkraft – ach der schöne Wald! Strom wollen aber alle haben… nur nicht bei uns! Sollen sich doch die Anderen ärgern! Deutschland ist so dicht bewohnt, da wird es immer jemanden "treffen".

    Vielleicht könnte man sich darauf einigen… die Windräder werden nicht gebaut und die Stromleistung, die dadurch nicht gewonnen werden kann, wird den Bürgern von Grünwettersbach abgezogen (dieser Strom muss ja irgendwo eingespart werden). Wären Sie dann immer noch dagegen?

    • Ulrich Kratzer sagt:

      Lieber Roger,

      also Dein Beitrag verkürzt wiedergegeben:

      Wenn man gegen Atomenergie ist, muss man jeden anderen Unsinn mitmachen!

      Ich würde mich freuen, wenn Du folgenden Beitrag lesen würdest, der die Problematik der Energiewende und die Alternativen in Kurzform darstellt:

      http://www.pronaturraum.de/wp-content/uploads/2013/06/Gegen-eine-Zerstoerung-der-Umwelt-im-Namen-der-Umwelt.jpg

      Im Übrigen sind wir gerne bereit, uns zusammen mit den Stadtwerken  für einen modellhaften, umwelt- und menschvereinbaren Engerieausbau unseres Stadtteiles einzubringen. 

      Für was bist Du bereit? Für ein sinnloses 200m-Windrad in Deinem Vorgarten?

      lg

      Uli Kratzer