Von Hitze gebeutelte Karlsruher

Badische Neueste Nachrichten | Karlsruhe | DIE MEINUNG DER LESER | 04.07.2013

Zu „Klimabörse thematisiert Projekte zum Schutz vor den Folgen der Erderwärmung“:

Jeder, der in der Rheinebene lebt, weiß, wie dick die Luft im Sommer und im Winter bei Inversionswetterlage werden kann. Wie schön ist es dann, wenn ein kühles Lüftchen Erfrischung schenkt. Aber woher kommt es?

Die Ideenbörse in der Durlacher Karlsburg war beeindruckend. So wurde zum Beispiel eine Karte gezeigt, auf der die Quellen der Frisch- und Kaltluftströme für die Karlsruher Innenstadt und Rüppurr mit dicken blauen Pfeilen deutlich erkennbar waren. Es ist hochinteressant zu sehen, dass unsere Stadt von den Wäldern auf der Hangkante, zum großen Teil vom Gebiet um den Wettersbacher Funkturm, ihre Frisch- und Kaltluftzufuhr bekommt. In der „Ökologischen Tragfähigkeitsstudie“ steht, dass die Kaltluftströme sowohl die thermischen, als auch die lufthygienischen Belastungen abbauen, besonders in dicht besiedelten Gebieten. In der Karlsburg lenkte man besonderes Augenmerk darauf, dass bei der Ausweisung von Flächennutzungs- und Bebauungsplänen die Auswirkung weiterer Versiegelung oder des Bebauens der Frischluftschneisen auf das Stadtklima bedacht werden müssen. Vor diesem Hintergrund betrachte ich nun die geplante Konzentrationszone für Windkraftanlagen am Schwachwindgebiet Edelberg in Wettersbach. Genau dort sollen mehrere industrielle Windkraftanlagen – gerade noch auf Ettlinger Gemarkung – gebaut werden, exakt in dem Gebiet, das ganz wesentlich Frisch- und Kaltluftströme für Karlsruhe und Rüppurr produziert. Circa 50 000 Quadratmeter Wald müssen gerodet werden. In dieser Fläche sind befestigte Wege und gigantische Betonfundamente enthalten, die eine große Wärmespeicherkapazität haben. Aufgrund ihrer Lage heizen sich diese den ganzen Tag über und, da sie nach Westen geneigt sind, auch in den Abendstunden auf. Es entstehen thermische Aufwinde am Hang, die bis tief in die Nacht bestehen werden und damit effektiv die flächenhaften Kaltluftabflüsse in die Stadt verhindern. Es ist ein gutes Gefühl zu sehen, wie man sich an jede, mikroklimatisch gesehene noch so unbedeutende Dachbegrünung klammert. Wenn aber aus politischen Gründen im gleichen Atemzug 50 000 Quadratmeter Wald zerstört werden sollen, die auch noch für die Hitze und in puncto Luftqualität gebeutelten Karlsruher Städter von besonderer Bedeutung sind, verstehe ich die Welt nicht mehr.

Ursula Seliger Karlsruhe-Grünwettersbach

Mit freundlicher Genehmigung der BNN

Comments are closed.