Bremsen Gabriels Pläne die Windkraft?

Badische Neueste Nachrichten | Karlsruhe | SÜDWESTECHO | 22.01.2014

Umweltminister: Auswirkungen bleiben unklar Stuttgart (dpa/lsw).

Lässt die schwarz-rote Koalition in Berlin den grün-roten Südwesten beim Ausbau der Windkraft in der Luft hängen? Landesumweltminister Franz Untersteller (Grüne) vermisst im Energiewende-Papier von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) wichtige Aussagen zur Förderung der Windenergie an Land. „Unklar bleiben die Auswirkungen auf den Ausbau der Windkraft in Süddeutschland“, sagte Untersteller.

Und dabei hat Grün-Rot in Baden-Württemberg viel vor: Bis 2020 soll die Zahl der Windräder auf 1200 verdreifacht werden, um dann zehn Prozent der Brutto-stromerzeugung aus Windenergie zu gewinnen. Unklarheiten bei der Ökostrom-Förderung im windschwächeren Süden könnten aber Investoren verschrecken. Gabriel will, dass an Land pro Jahr nur noch Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 2 500 Megawatt neu ans Netz gehen, das sind etwa 1 000 Windräder. Werden es mehr, gibt es automatisch Förderkürzungen. Zusätzlich soll die Vergütung im windstarken Norden um bis zu 20 Prozent gekappt werden. Untersteller sagte, es sei richtig, „Überrenditen bei Windenergieanlagen an Land an sehr guten Standorten abzubauen“. Aber Ausbaukorridore für diese günstigste Form der erneuerbaren Energien seien unnötig und kontraproduktiv. Sie würden „zu einem Wettlauf der Investoren gegen die Zeit führen (…) und alle Beteiligten erheblich verunsichern“.

SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel sieht in den Ökostromplänen von Gab-riel keine Gefahr für den Ausbau der Windkraft. Gabriels Eckpunkte sähen einen massiven Ausbau der regenerativen Energien in Deutschland mit 10 000 neuen Windrädern in den nächsten zehn Jahren vor. Er gehe davon aus, dass 1 000 davon in Baden-Württemberg gebaut werden. „Das entspricht den energiepolitischen Zielen im Land“, sagte Schmiedel. Zwar lasse sich Windenergie an der Küste günstiger produzieren – es müssten aber immer auch die Kosten für den Transport der Energie in den Süden und der Leistungsverlust gegengerechnet werden.

Aus anderen Bundesländern kommt teils massive Kritik an Gabriels Ökostromplänen. Sie sehen ihre Ausbaupläne für erneuerbare Energien in Gefahr, befürchten wirtschaftliche Nachteile und bezweifeln, dass sich mit dem Vorstoß die Energiepreise stabil halten lassen. Der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) etwa räumte zwar ein, dass es vereinzelt eine Überförderung erneuerbarer Energien geben möge. Für sein Land gelte aber: „Wir brauchen hier nicht weniger, sondern mehr Ökostrom aus der Windenergie.“

Die Grünen hatten Gabriels Eckpunkte kritisiert. Sie gingen in der Grundsache „in die falsche Richtung“, sagte Bundeschefin Simone Peter. So würden erneuerbare Energie ausgebremst, der Kohle dagegen werde weiter Vorrang versprochen.

 

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RUND 400 WINDKRAFTANLAGEN gibt es derzeit im Südwesten. Bis 2020 sollen es nach Plänen der Landesregierung rund 1 200 werden. Foto: dpa (Archiv)

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