Anhaltende Flaute zwingt Genossenschaft zum Handeln

 

Nachdem die Ausbeute in Zöschingen hinter den Erwartungen zurückbleibt, sollen nun die Verträge geändert werden Von Katharina Gaugenrieder (Augsburger Allgemeine)

Blick auf den Zöschinger Windpark, im Vordergrund die Zöschinger Kirche St. Martin.

 

Foto: Karl Aumiller

Drei Jahre in Folge blieb die Ausbeute im Zöschinger Windpark hinter den Erwartungen zurück. Und auch in diesem Jahr, sagt Alexander Jall, sei die Situation wieder schwierig. Er ist Vorstand der Windkraft Dillinger Land eG, über die 465 Menschen in die Anlagen investiert haben. Nach einem guten Start ins Jahr wehte in den Sommermonaten wieder nur ein laues Lüftchen. So lag man laut Jall im Juli 13,2 Prozent unter dem Planansatz. Nun hoffen nicht nur die Genossen – denen zusammen zwei Windräder gehören –, sondern auch die vielen weiteren Beteiligten auf gutes Drachen- und damit auch Windkraftwetter im Herbst im Windpark. Der war bei seiner Eröffnung 2013 der größte Bürgerwindpark Bayerns.

Die Genossen der Windkraft Dillinger Land haben vor einiger Zeit Post bekommen. Denn die schlechte Windausbeute der vergangenen Jahre macht jetzt indirekt eine Änderung der Mitgliederdarlehnsverträge nötig. Darüber, sagt Alexander Jall, habe man die Genossen schon in der Mitgliederversammlung im Juni informiert. In einer Probeabstimmung waren da alle bis auf drei dafür. Allerdings war auch nur etwa ein Drittel der Mitglieder anwesend. Nun wurden alle Genossen schriftlich dazu aufgefordert, der Änderung zuzustimmen.

 

Konkret hakt es bei den bestehenden Verträgen in einigen wenigen Textpassagen. Denn es ist zwar festgelegt, dass die Genossenschaft die vorgesehenen Zinsen von neun Prozent auf die Mitgliederdarlehen nicht auszahlen muss, wenn sie das Geld nicht hat. Der Knackpunkt im aktuellen Vertragstext ist aber: Der Anspruch des Mitglieds entsteht trotzdem. Und weil das Geld nicht ausgezahlt wurde, muss es als Verbindlichkeit ausgewiesen werden. In den vergangenen Jahren lagen die Zinsen bei 4,5 Prozent, dann zwei Mal bei einem Prozent und damit weit unter den geplanten neun Prozent. So haben sich Verbindlichkeiten von 544992 Euro angehäuft.

Würde man nichts am Vertrag ändern, könnten die Verbindlichkeiten langsam das Eigenkapital abschmelzen, bis die Genossenschaft überschuldet wäre. Auch wenn die Genossenschaft aufgrund ihrer Gesellschaftsform dann keine Insolvenz anmelden müsste, ist das für Vorstand Alexander Jall nichts Erstrebenswertes: „Wir wollen da nicht sehenden Auges reinlaufen.“

Deshalb sollen die Mitgliederdarlehnsverträge jetzt geändert werden. Darin soll der Zinssatz von vorher neun Prozent auf dann drei Prozent gesenkt werden – auch rückwirkend. Dies sei mit Blick auf die bisherigen Zahlen realistisch. „Das ist aus der Sicht des Einzelnen eine rechtliche Verschlechterung, weil er auf bereits entstandene und zukünftige Ansprüche verzichtet. Andererseits können wird dieses Geld eben einfach nicht erwirtschaften. Wir können nicht auszahlen, was nicht da ist“, sagt Jall. Er verschweigt nicht, dass man in der Genossenschaft mit der Ertragssituation nicht zufrieden ist. „Aber bis auf ganz wenige kritische Stimmen war die Stimmung bei der Mitgliederversammlung trotzdem sehr konstruktiv.“

Eine Woche, nachdem das Schreiben an die Mitglieder ging, haben schon 200 von ihnen der Änderung zugestimmt. Für diejenigen, die nicht zustimmen, gibt es die Option, dass ihr Darlehnsanteil von der Genossenschaft zurückbezahlt wird. An der Mitgliedschaft und dem Geschäftsanteil ändert sich dadurch nichts. Wichtig ist für Jall aber, dass am Ende diejenigen, die der Änderung nicht zustimmen, nicht besser dastehen als die, die es tun.

Unabhängig von der Änderung der Mitgliederdarlehnsverträge versucht die Genossenschaft aber auch auf der Kostenseite Einsparungen zu realisieren. Hier, sagt Jall, sei man in Gesprächen mit den Banken, aber auch mit der Firma, die den Windpark wartet, ebenso wie mit dem Betreiber: „Wenn die Eigentümer leiden müssen, ist es auf der anderen Seite legitim, mit denjenigen, die die Rechnung stellen, über bestimmte Kulanzregelungen zu reden.“

 

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