Netzagentur verlangt Betrieb alter Kraftwerke

Badische Neueste Nachrichten | Karlsruhe | WIRTSCHAFT | 16.01.2014

EnBW-Antrag auf Stilllegung wurde abgelehnt Von unserem Redaktionsmitglied Andreas Bühler Karlsruhe/Bonn.

Das ist ein Novum. Die Bundesnetzagentur in Bonn erklärt vier alte Kraftwerksblöcke in Betracht auf die Versorgungssicherheit im Südwesten für systemrelevant und lehnt den Antrag der Karlsruher auf Stilllegung dieser Gas-, Öl- und Kohlekraftwerke im Großraum Heilbronn/Stuttgart ab.

Der Fall dürfte in der Energiebranche für Aufsehen sorgen, liegen doch der Bundesnetzagentur mehr als drei Dutzend Anträge von Energieunternehmen vor, die zwar gewillt sind, ihre Kraftwerkskapazitäten für den Fall des Falles als Reserve bereitzuhalten – allen voran wegen der eklatant gefallenen Strompreise unrentabel gewordene Gaskraftwerke – jedoch für den laufenden Unterhalt Geld sehen wollen.

Bekanntlich befinden sich die großen deutschen Energieversorger in einer heftigen Umbauphase. Demzufolge wird auch der Karlsruher Energiekonzern aufgrund des plötzlichen Atomausstieges und der Energiewende infolge der Reaktorkatastrophe von Fukushima völlig neu aufgestellt. EnBW-Chef Frank Mastiaux will den Anteil der erneuerbaren Energie mittelfristig von zwölf auf insgesamt 40 Prozent mit Schwerpunkt Windenergie vor der Küste erhöhen.

Nach Angaben der Bundesnetzagentur scheint jedoch nach dem Abschalten der Kernkraftwerke die Situation bei der Stromversorgung im Südwesten außerordentlich knapp. Der Rückgang der konventionellen Stromerzeugung macht dem badischen Energiekonzern schwer zu schaffen: Bis 2020 bricht das EnBW-Ergebnis in diesem Bereich von 1,2 Milliarden im Jahr 2012 auf rund 300 Millionen Euro ein. Nicht nur EnBW-Chef Mastiaux hatte die Politik immer wieder aufgefordert, die Bereitstellung versorgungsrelevanter Kraftwerke zu bezahlen. „Versorgungssicherheit ist von hohem Wert. Deshalb muss dies angemessen honoriert werden“, forderte der EnBW-Chef jüngst in den BNN. Dies scheint nun zu geschehen, denn nach EnBW-Auskunft werden nun die Verträge über einen Zeitraum von zwei Jahren zwischen Juli 2014 bis Juli 2016 ausgehandelt. „Die Kraftwerkskapazitäten sind nicht mehr am Markt, können jedoch jederzeit eingesetzt werden. Dadurch entstehen der EnBW natürlich hohe Bereitstellungskosten“, erklärte eine Sprecherin. Branchenexperten gehen jedoch von einem Betrag in zweistelliger Millionenhöhe aus. Ob sich die Bereitstellung auch auf die Strompreise für EnBW-Kunden niederschlagen ist noch nicht absehbar. Unterdes geht die Diskussion um die Energiewende weiter. „Wir müssen eine Balance zwischen Nachhaltigkeit, Energiesicherheit und Wettbewerbsfähigkeit finden“, mahnte gestern EU-Kommissionschef José Manuel Barroso bei seiner Rede vor dem Europaparlament in Straßburg. Seine Behörde will am kommenden Mittwoch Vorschläge für die europäische Klimaschutzpolitik bis 2030 machen. „Dazu gehört auch ein klares verbindliches EU-Ziel für den Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2030“, unterstrich Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Forderung der Bundesregierung nach verbindlichen Zielvorgaben in der Energie- und Klimapolitik.

 

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