Der Rotmilan war in Deutschland Vogel des Jahres 2000. Mit der Wahl sollte auf seine Gefährdung durch die Intensivierung der Landwirtschaft sowie die besondere Verantwortung Deutschlands für die Erhaltung der Art aufmerksam gemacht werden.
Der Rotmilan ist ein Greifvogel offener, mit kleinen und größeren Gehölzen durchsetzter Landschaften. Er ist bedeutend weniger wassergebunden als die Nominatform des Schwarzmilans, mit dem er jedoch häufig in enger Nachbarschaft brütet. Bevorzugte Lebensräume sind Agrarlandschaften mit Feldgehölzen, oft auch Parklandschaften und an Offenland grenzende strukturierte Waldränder, seltener Heide- und Moorgebiete, solange Bäume als Niststandorte zur Verfügung stehen. Häufig nutzt er die günstigen Aufwindverhältnisse in engeren Flusstälern oder an Berghängen.
Zum Jagen braucht er offenes Kulturland, Grasland und Viehweiden, daneben können auch Feuchtgebiete als Nahrungsreviere dienen. Abgeerntete oder gerade umgepflügte Getreidefelder schließt er ebenso in die Nahrungssuche ein wie Autobahnen und Mülldeponien, letztere aber nicht in dem Ausmaß wie der Schwarzmilan. Sein Verbreitungsgebiet stimmt im Wesentlichen mit den Braunerdegebieten Mittel- und Osteuropas sowie den mediterranen Braunerde- und Terra-Rossa-Gebieten überein und liegt schwerpunktmäßig in den Intensivzonen der mitteleuropäischen Landwirtschaft.
Eine neue Computer-Simulation der Schweizerischen Vogelwarte Sempach zeigt auf, dass Windräder insbesondere für Greifvögel eine tödliche Gefahr darstellen:
Greifvögel gehören zu den häufigsten Opfern von Windenergieanlagen, wenn sie mit den Rotorblättern zusammenstossen. Anhand einer virtuellen Rotmilan-Population – der Rotmilan brütet nur in Europa, weshalb man eine internationale Verantwortung für die Erhaltung der Vogelart trägt – welche jährlich um 5 Prozent wächst, sollte der Einfluss von Windrädern auf eine Greifvogel-Population simuliert werden. Das Resultat: die simulierte Rotmilan-Population wurde umso stärker negativ beeinflusst, je gleichmässiger die Windräder in der Landschaft verteilt waren.
Die Schweizerische Vogelwarte schlägt daher vor, Windräder generell an so wenigen Standorten wie möglich aufzustellen. Zudem sollen neue Standorte nicht nur nach dem Einfluss der neu zu errichtenden Windräder beurteilt, sondern alle schon bestehenden oder geplanten Anlagen in einem grösseren Umkreis bei der Planung mitberücksichtigt werden. Denn nur so ist festzustellen, inwieweit eine neue Anlage für eine Greifvogel-Population eine Gefährdung darstellt. Dies erfordert jedoch zwingend eine überregionale Planung.
Quelle: www.naturschutz.ch